Überlingen/Sipplingen: Vieles in der Region trägt seine Handschrift: Karlheinz Beck war 50 Jahre lang Schlosser | SÜDKURIER

2022-09-10 12:55:18 By : Ms. Lily Liang

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Nach genau 50 Berufsjahren hört Karlheinz Beck da auf, wo er als Lehrling angefangen hat. An seinem letzten Arbeitstag ist der Schlosser bei den Bodensee-Wasserwerken im Einsatz. Als 15-Jähriger führte ihn ebenfalls ein Auftrag der Institution in Sipplingen hierher zu seinem ersten Außeneinsatz. Im Laufe der Jahre kamen viele weitere interessante Orte dazu, die Liste reicht von Kirchen und Burgen bis zu diversen Privathäusern oder gewerblichen Adressen, wie hier bei Süßenmühle. „In unserem Beruf gibt es viel Abwechslung. Jeder Tag ist anders“, sagt Karlheinz Beck.

Wenn der 65-Jährige durch Überlingen fährt, trifft er an vielen Stellen auf Dinge, die er gemacht oder an denen er beteiligt war. „Unsere Carports, Geländer, Vordächer oder Tore sieht man überall in der Stadt“, freut er sich. Als Handwerker habe man eben täglich vor Augen, was bei der Arbeit herauskomme. Vor der Montage beim Kunden steht die Vorbereitung in der Werkstatt an. Wenn dann beim Aufbau alles passt und jede Bohrung an der exakt richtigen Stelle ist, sei das ein „gutes Gefühl“, so Karlheinz Beck.

Warum er 1972 den Beruf des Schlossers ergriff, kann er heute nicht mehr sagen. Es habe sich so ergeben. Berufsberatung oder Schnupperpraktika seien damals noch nicht üblich gewesen. Bereut hat Beck die Entscheidung nie, im Gegenteil. „Ich habe meinen Beruf immer gerne gemacht“, betont er.

Angefangen hat Karlheinz Beck bei der Überlinger Schlosserei Wenk, wo er 33 Jahre lang tätig war. Als das Unternehmen in Konkurs ging, übernahm ihn Ralf Waibel, der sein Unternehmen in Ludwigshafen hat. Über den Personalzuwachs ist er heute noch froh: „Der Karlheinz ist ein Vorbild, in allen Belangen.“ Seit 17 Jahren sei Karlheinz Beck eine feste Größe im Betrieb, verlässlich, kompetent und immer da. Krankmeldungen habe es kaum gegeben in der ganzen Zeit, so Waibel. Auch menschlich habe es immer gestimmt, was in einem Handwerksbetrieb ganz wichtig sei. „Das ist wie eine zweite Familie. Man sieht sich jeden Tag, oft häufiger als den Partner“, ergänzt Waibel lachend.

Karlheinz Beck brachte neben viel Erfahrung auch Kunden mit an die neue Wirkungsstätte. Ein Beispiel sind die Bodensee-Wasserwerke. Hier war er schon am höchsten Punkt, einem Sendemast auf dem Sipplinger Berg, und an der tiefsten Landmarke, bei der Wasserentnahme, im Einsatz. Für Schlosser gibt es hier immer etwas zu tun. Auch den Kontakt zur damaligen Glaserei Dierig brachte er mit und damit das Know-how für den Einbau und die Fassung von bleiverglasten Kirchenfenstern mit ihrem speziellen Aufstellmechanismus. Gut erinnern kann er sich an den Einsatz in den 80er Jahren, als der Turm des Überlinger Münsters für Arbeiten eingerüstet war. Karlheinz Beck hat ganz oben an dem Geländer mitgearbeitet.

Nach den Veränderungen des Berufs im Laufe seiner Tätigkeit gefragt, fällt Beck vor allem ein gewisser Verlust an Selbstständigkeit ein. In früheren Jahren, als noch nicht jeder ein Handy dabei hatte, mussten die Handwerker mehr selbst entscheiden und Verantwortung übernehmen. „Da konnte man nicht schnell ein Foto machen und dem Chef schicken.“ Wenn es Probleme gab, hätte man eine Telefonzelle suchen und hoffen müssen, dass der Chef auch da war. Neuerungen gab es auch bei den Materialien, heute käme vor allem Edelstahl zum Einsatz. Dazu musste sich der Schlosser Innovationen in Sachen Schweißtechnik aneignen.

Karlheinz Beck wechselt zwar jetzt in den Ruhestand, aber den Blaumann hängt er noch nicht komplett an den Nagel. Er wird als geringfügig Beschäftigter weiter bei Waibel mit anpacken und sich vor allem um die Lehrlinge im Betrieb kümmern. Ralf Waibel ist froh, zurzeit nicht nur vier Auszubildende zu haben, sondern auch einen so erfahrenen und kompetenten Praktiker, der ihnen vieles beibringen kann. Probleme wegen des großen Altersunterschieds sieht er nicht. „Das ist sogar gut. Da haben die Jungen schon mehr Respekt“, weiß er aus Erfahrung.

Für Karlheinz Beck ist es ideal, nicht komplett aus dem Beruf scheiden zu müssen. „Es wäre schon eine große Umstellung, gar nichts mehr zu machen“, räumt er ein. Allerdings gebe es auch in seinem Haus und dem Garten in Nesselwangen viel zu tun. Und morgens bringt er seine Enkel in den Kindergarten. „Vor Langeweile habe ich keine Angst.“ Wenn alle Stricke reißen, wäre da ja auch noch seine Briefmarkensammlung, fügt Beck an. So weit will Ralf Waibel es nicht kommen lassen: „Zu uns kannst Du kommen, so lange Du willst.“

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