Ort: Schwanewede, Landkreis Osterholz-Scharmbeck, Niedersachsen
(tz) In der Nacht zu Mittwoch hat im niedersächsischen Schwanewede erneut ein Wolfsrudel eine ganze Schafsherde angegriffen - und dies war nicht das erste Mal. Erst vor drei Wochen wurden im selben Ort mehrere Schafe gerissen und getötet. (News-Nr. 39560). Hobby-Schafzüchter Karsten Bode wurde am Morgen von Nachbarn darüber informiert, dass mit den Tieren etwas nicht stimmte. Als er dann an der stark gesicherten Weideanlage ankam, sah alles noch normal aus, die meisten Tiere hatten sich augenscheinlich nur hingelegt, eigentlich nichts Ungewöhnliches. Erst als er versuchte einigen Tieren aufzuhelfen, sah er was geschehen war. Nahezu alle Schafe der über 20 Tiere großen Herde hatten Bissspuren zumeist an der Kehle und das obwohl ein etwa 1,70 Meter hoher Stahlzaun, 60 Zentimeter tief eingegraben und oben mit Stacheldraht und 10.000 Volt-Strom versehen, die Tiere vor Wolfsangriffen schützen sollte. "Da muss er wohl drüber gesprungen sein", erzählt Schafzüchterin und Ehefrau Tanja Bode. Am Stacheldraht finden sich noch Haarspuren. Sofort rief Karsten Bode bei den zuständigen Stellen an, doch bis jemand kam, vergingen Stunden; "Die Tiere haben gelitten und ich konnte nichts machen". Und als dann endlich jemand von der Landwirtschaftskammer kam, war die lapidare Antwort "Der Zaun entspräche nicht den Vorbaben und deshalb gäbe es auch keine Entschädigung". Schafzüchter Karsten Bode kann nur den Kopf schütteln und ist wütend; "Da gibt man 7000 Euro für den Herdenschutz aus und dann kommen die Wölfe doch drüber", so Bode verzweifelt, "auf der einen Seite wird nach Weidehaltung gerufen und dann sowas. Das macht mich nur sauer, man kämpft für eine Arterhaltung und macht alles für umsonst". Von den über 25 Tieren blieben nur drei unverletzt. Tierarzt Dr. Hinrich Horstmann musste drei Tiere sofort einschläfern und weitere schwerverletzte Schafe werden wohl folgen. Auch er versteht die Behörden nicht mehr "Ein Jammer und der größte Jammer ist die Ignoranz bei den Stellen, dass sowas verhindert werden könnte". Selbst die Politik kann die Entscheidungen der Behörden nicht mehr nachvollziehen. Dr. Denis Ugurcu, CDU-Kreispolitiker sagt: "Da fehlt das Fingerspitzengefühl der Behörde". Wie es für die Schafzüchter nun weiter gehen soll, ist ungewiss. Einerseits ist der Ruf nach mehr Weidehaltung groß, doch wenn den Züchtern auf der anderen Seite solche Steine in den Weg gelegt werden, lohne es sich nicht und die Herde muss für die Stallhaltung wieder verkleinert werden. Karsten Bode zieht mit seiner Frau zunächst schweren Herzens einen Schlußstrich, schweren Herzens und mit Tränen in den Augen hat er am Abend die letzten drei verblieben Schafe von seiner großzügigen und extrem gesicherten Weide geholt und zusammen mit den verbliebenen zumeist schwer verwundeten Tieren in einen Stall gefercht, bevor das Rudel Wölfe auch den Rest reißt. Für ihn bleibt eine ungewisse Zukunft in der Zucht der besonderen Schafrasse, die eigentlich auch unter Schutz steht - wie der Wolf. Die Camper die Rahmen der Aktion "Landvergnügen" in der Nacht des Übergriffs direkt an der Schafweide im Caravan übernachtet hatten, hatten übrigens nichts von dem Vorfall mitbekommen, nicht auszudenken, wenn diese oder deren Kinder zu diesem Zeitpunkt auf Weg zur Toilette auf das Rudel getroffen wären. Denn: Das Haus der Bodes grenzt direkt an die Weide an und liegt in umbauter Umgebung...